Noch vor wenigen Jahren galt Nachhaltigkeit als ein Nice-to-have. Doch das ist Vergangenheit. "Verschiedene Interessengruppen wie Investoren, Gesetzgeber, NGOs, Konsumenten oder Mitarbeiter drängen Unternehmen immer stärker dazu, das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich und ernsthaft zu adressieren", heißt es in einer Studie, die IDC zu dem Thema in deutschen Industrieunternehmen durchgeführt hat.
Regularien wie etwa das Lieferkettengesetz oder die überarbeitete Richtlinie zur CSR-Berichtspflicht (Corporate Sustainability Reporting) haben den Druck erhöht. Unternehmen stehen zunehmend in der Pflicht, Informationen zur Nachhaltigkeit offenzulegen. Will heißen: Nachhaltigkeit ist jetzt ein Must-have für Unternehmen.
Doch diese Pflicht muss nicht nur lästig sein. Denn ein stärkeres Engagement in Sachen Nachhaltigkeit bringt auch Vorteile. "Ein geringerer Energie- und Ressourcenverbrauch senkt signifikant die Kosten von Unternehmen. Und die dafür eingesetzten Technologien schaffen ein enormes Potenzial für Innovationen", sagt Melanie Weber, Industry Executive - Chemical, Pharma & Life Science Industry bei Microsoft Deutschland. Der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit sei daher kein reiner Idealismus. Es gehe auch darum, das eigene Unternehmen wettbewerbsfähiger und resilienter zu machen.
Der Effekt ist deshalb so groß, weil Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema ist, das sich auf viele Abteilungen des Unternehmens auswirkt. Es geht um Fragen wie: "Mit welchem Energieaufwand werden die Produkte hergestellt? Wie viel Abfall entsteht dabei? Auf welchen Wegen gelangen die Produkte zum Kunden? Welche Lieferanten sind mit im Boot? Wer sich darum kümmert, die Nachhaltigkeit in der eigenen Organisation zu verbessern, braucht Antworten auf diese Fragen. Und dafür benötigt er Informationen aus allen involvierten Bereichen – von der Fertigung über das Qualitätsmanagement bis zu Logistik und Vertrieb.
Strategie beginnt bei Produktentwicklung
Laut Melanie Weber startet eine Nachhaltigkeitsstrategie bereits in der Forschung und Entwicklung. "Hier geht es beispielsweise um die Fragestellung, welche Inhaltsstoffe verwendet werden, die dann bereits für einen bestimmten CO2-Footprint des Produkts verantwortlich sind." Hier zeigt sich aber auch schon, wie Nachhaltigkeit Innovationen befeuern kann. Melanie Weber berichtet etwa von Projekten aus der Chemieindustrie, in denen Unternehmen mithilfe von Simulationen verschiedene Materialkombinationen durchtesten konnten.
So wurden Produktvarianten gefunden, die neu und gleichzeitig weniger umweltbelastend waren. Den positiven Effekt sehen auch die Firmen aus der IDC-Studie, für die 150 Personen befragt wurden, die für Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen verantwortlich sind. 75 Prozent sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit Innovationen fördert.
Doch wenn Informationen aus vielen verschiedenen Bereichen erforderlich sind, ist eines klar: Nachhaltigkeit bedeutet vor allem Datenintegration. Das sei eine der großen Herausforderungen, wenn es um Nachhaltigkeit geht, so Melanie Weber. Die Daten liegen zum Beispiel in Altsystemen. Oder sie stecken in den Fertigungsanlagen verschiedener Hersteller, die alle eigene Schnittstellen und Formate unterstützen. "Es geht darum, Silos aufzubrechen und die Daten verwertbar und vergleichbar zu machen um sie dann ein einen Kontext setzen zu können", sagt die Expertin. Nur das schafft die nötige Transparenz.
IT wird zum Enabler
Damit wird die IT zum Enabler einer Nachhaltigkeitsstrategie, weil sie die relevanten Informationen verfügbar macht. Eine wichtige Rolle spielen dabei IoT-Plattformen, die unter anderem für eine Vernetzung von IT und OT – also Operational Technology - sorgen. Daten, Dienste und Applikationen müssten in einer gemeinsamen Umgebung integriert werden, heißt es in der IDC-Studie. "Ein solcher Plattformansatz verbessert nicht nur die Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen, sondern ermöglicht auch die intensivere, datenbasierte Zusammenarbeit mit externen Partnern."
Mit Plattformen wie etwa Azure IoT von Microsoft könnten fertigende Unternehmen Daten sammeln sowie analysieren und damit alle relevanten Kennzahlen im Auge behalten, meint Melanie Weber. Wenn solche Plattformen aus der Cloud genutzt werden, bietet das weitere Potenziale: "Durch die Migration von On-Premises in die Cloud reduzieren Hersteller ihren IT-Energieverbrauch und die damit verbundenen Kohlendioxid-Emissionen."
Wie nachhaltig ist die deutsche Industrie 2021?
Eine neue IDC-Studie diskutiert Beispiele für aktuelle Nachhaltigkeits-Initiativen. Erfahren Sie, wie IT-Technologien Umweltauswirkungen reduzieren können.
Hinzukommen weitere Tools, die über solche Plattformen genutzt werden können. Melanie Weber nennt beispielsweise das Emissions Impact Dashboard. Mit diesem ließen sich CO2-Emissionen der IT-Infrastruktur und weiterer Assets im Detail erfassen. Auch Künstliche Intelligenz hilft der Nachhaltigkeitsstrategie. So können Unternehmen laut Weber etwa mithilfe der Azure-KI-Services nachhaltiger wirtschaften und die Wertschöpfungskette robuster machen.
Wie KI die Nachhaltigkeit fördert und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile bringt, zeigt das Beispiel eines finnischen Stahlherstellers. Outukumpu hat gemeinsam mit Microsoft die so genannte Outukumpu Digital Platform aufgebaut. Auf dieser wurde unter anderem ein selbstlernendes System für die Qualitätskontrolle entwickelt. Das Ergebnis: Das System reduzierte nicht nur den Ausschuss in der Produktion um 40 Prozent. Es trug auch dazu bei, dass die CO2-Emissionen um bis zu 15 Prozent sanken. Diese Case können Sie hier detailliert nachvollziehen.
Den Elefanten in Scheiben schneiden
Auf solche konkreten Einsparmöglichkeiten sollten Unternehmen ihren Blick richten, empfiehlt Melanie Weber. "Man darf nicht mit der Erwartungshaltung in das Thema Nachhaltigkeit starten, dass sich mit entsprechenden Maßnahmen alle Bereiche sofort optimieren lassen." Stattdessen müsse man den "Elefanten in Scheiben schneiden", so Weber. "Man sollte sich zunächst ein Projekt aussuchen, das auf der einen Seite einen möglichst großen Effekt bringt und sich auf der anderen Seite auch umsetzen lässt."
Beispiele für solche Initiativen finden sich in dem E-Book "Digitalisierung für eine nachhaltige Zukunft". Es stellt Nachhaltigkeitsprojekte bei Microsoft, Kunden und Partnern vor und zeigt, welche Stellschrauben wichtig sind.
Daneben braucht es eine Position im Unternehmen, bei der die Fäden zusammenlaufen. Die IDC-Studie zeigt, dass es in vielen Firmen mittlerweile einen Head of Sustainability oder einen Sustainability Director gibt. "Dieser arbeitet mit den anderen Entscheidern zusammen, aus deren Bereichen die KPIs kommen", berichtet Weber. "Er trägt nicht die alleinige Verantwortung, sondern hat eine eher orchestrierende Funktion." Entscheidend sei, wie gut dieser im Unternehmen vernetzt ist. Nachhaltigkeit ist also nicht nur auf technischer Ebene ein Integrationsthema.
Um Initiativen zu unterstützen, hat Microsoft eine Lösung "Cloud for Sustainability" entwickelt. Sie unterstützt Organisationen dabei, ihren ökologischen Abdruck umfassend zu ermitteln, darüber zu berichten und Emissionen zu verringern. Die Cloud for Sustainability ist seit Oktober 2021 als sogenannte Public Preview verfügbar. Sie können sie also bereits mit Demo-Daten ausprobieren.
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