Wissen teilen und anderen den Code für Weiterentwicklungen oder neue Anwendungen bereitstellen - das ist der Kern von Open-Source-Software. Den existierenden Code können andere Entwickler*innen nutzen und ihn für das eigene Projekt weiterschreiben. Hinzu kommen Zugang und Austausch mit einer weltweiten Community. Das alles sorgt dafür, dass Applikationen in kürzerer Zeit erstellt werden können. So wird Open Source zum Innovationstreiber.
Prominentes Beispiel ist die Corona-Warn-App. "Nicht nur, dass diese App in knapp 50 Tagen entwickelt und bereitgestellt wurde, nein, sie wurde in einer großen Gemeinschaft bewusst als Open-Source-Projekt realisiert", schreibt Frank Termer, Bereichsleiter Software beim IT-Branchenverband Bitkom, im Open Source Monitor 2021. "Funktionalität und Architektur der App wurden von Beginn an transparent gemacht, Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen und so Vertrauen aufgebaut."
Zwei Drittel der Firmen setzen auf Open Source
Ursprünglich getrieben von einer kleinen Gruppe Programmierer*innen gegen Kommerzialisierung setzt sich quelloffene Software auch in der Business-Welt durch. Zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland sind interessiert an Open-Source-Software (OSS) und zeigen sich dem Thema gegenüber aufgeschlossen. Das ist ein Ergebnis des Open Source Monitors des Bitkom, für den mehr als 1150 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten befragt wurden. 82 Prozent sehen grundsätzlich Vorteile im Einsatz von quelloffener Software. Und es bleibt nicht nur bei der Theorie: 71 Prozent der befragten Unternehmen setzen bewusst OSS ein.
"Ein Grund dafür ist sicherlich, dass unser Alltag mittlerweile sehr getrieben ist von Anwendungen", meint Britta Heine, Business Lead Open Source bei Microsoft. Als Teil der Digitalisierung verschiedenster Unternehmensbereiche und Aufgaben, fangen Unternehmen an, die jeweils passenden Anwendungen selbst zu bauen. "Und diese Applikationen enthalten fast immer Open-Source-Komponenten, um vorhandenes Wissen zu nutzen und schneller zu Lösungen zu kommen."
Quelloffen bedeutet nicht automatisch kostenlos
Obwohl die Relevanz von Open-Source-Software erkannt und das Thema beliebt ist, gehen es nur wenige Firmen strategisch an. So haben fast drei Viertel der Unternehmen keinerlei OSS-Strategie, stellt die Bitkom-Studie fest. Heine sieht das kritisch. Bevor man mit einem Open-Source-Projekt startet, müsse man sich erst einige grundlegende Fragen stellen: Wie soll das Projekt aufgesetzt werden? Wer betreut und überwacht es? Und wer hat das Know-how im Unternehmen, dies zu tun?
Solche Fragen helfen, typische Herausforderungen mit Open-Source-Software zu adressieren. Zum Beispiel stehen oft nicht genügend Fachkräfte für die OSS-Entwicklung und für den nötigen Support zur Verfügung. Unternehmen tendieren dann dazu, diese Dienstleistungen oder Lizenzen für spezifische OSS-Enterprise-Versionen einzukaufen, um den Support zu gewährleisten.
Aus diesen Gründen lässt sich quelloffene Software nicht automatisch mit kostenloser Software gleichsetzen. Zudem sind Lizenzen ein Thema, wenn eine neue OSS-Lösung veröffentlicht werden soll. Hier gibt es entsprechende Bestimmungen - mehr als 200 verschiedene Lizenzen regeln den Umgang mit den freien Anwendungen. Damit muss man sich intensiv auseinandersetzen, wenn man den Überblick behalten will.
Ein weiterer Punkt betrifft die Sicherheit. Verwendet man bereits vorhandenen Code, muss man prüfen, ob dieser Lücken enthält. Darin sehen laut Bitkom-Studie 90 Prozent der Unternehmen einen der größten Nachteile von OSS.
Services und Plattformen für Open Source
Trotzdem sind entsprechende Bedenken kein Grund, auf die Nutzung zu verzichten. Es ist eben nur wichtig, das Thema strategisch anzugehen, Know-how aufzubauen - und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen. Offenheit und Zusammenarbeit sind grundlegende Merkmale von OSS-Projekten. Daher überrascht es kaum, dass viele Unternehmen dabei mit externen Partnern kooperieren. In der Bitkom-Untersuchung sind dies immerhin 51 Prozent.
Welchen Nutzen das bringt, erklärt Heine. "Wir haben zum Beispiel bei Microsoft erfahrene Cloud-Architekt*innen, die unseren Kunden zunächst grundlegend erläutern, was es zu berücksichtigen gibt, wenn sie Open Source Software nutzen, weiterentwickeln oder veröffentlichen möchten. Gerne teilen wir unsere eigenen Erfahrungen in diesen Bereichen. Daneben gibt es ein spezielles Team, das Unternehmen direkt bei der spezifischen Applikations-Entwicklung helfen kann."
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Microsoft hat zudem ein breites Angebot an Services und Technologien im OSS-Bereich, die Firmen nutzen können. Diese Services werden überwacht und stellen Unternehmen bereits eine kontrollierte, aufgearbeitete Version der Open-Source-Lösung zur Verfügung. Beispiele sind Linux, Kubernetes oder auch Open Source Datenbanken wie PostgreSQL.
Azure punktet unter anderem bei der Sicherheit, weil es zahlreiche Compliance-Anforderungen abdeckt. Anwender*innen können sich darauf verlassen, dass ihre Workloads und Daten sicher sind. Mit GitHub stellt Microsoft außerdem die laut Heine derzeit beliebteste Entwicklungsplattform für OSS bereit. Die Plattform unterstützt die Zusammenarbeit von Developer-Teams weltweit.
Daneben beteiligt oder veröffentlicht Microsoft verschiedenste Open-Source-Projekte und arbeitet eng mit OSS Foundations zusammen. Ein Beispiel ist das Open-Source-Projekt Distributed Application Runtime (Dapr). Diese Laufzeitumgebung stellt Entwickler*innen alle Tools bereit, um ereignisgesteuerte Microservices zu erstellen. Das vereinfacht das Erstellen cloud-nativer Anwendungen.
Inner Source: Entwickler*innen teilen ihr Wissen
Heine hebt hervor, dass Open Source auch ein kulturelles Thema ist. Die Offenheit, die OSS auszeichne, müsse auch gelebt werden. Das zeige sich etwa bei Microsoft. "Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin wird nicht nur an Zahlen, sondern ebenso an persönlichen Faktoren gemessen", berichtet sie. Dabei gehe es darum, wie man den Input von Kolleg*innen nutzt und wie viel Wissen man selbst an andere weitergibt, um diese zu unterstützen.
Die Microsoft-Entwickler*innen orientieren sich zudem am Inner-Source-Ansatz. Das heißt: "Entwickelt jemand in einem Projekt etwas, sollte er das mit anderen teilen. Auf dieser Grundlage können Kolleg*innen wiederum ihre eigenen Projekte aufbauen", erklärt die Expertin.
Sie rät Unternehmen, die OSS nutzen wollen, ebenfalls eine entsprechende Kultur in ihrer Organisation zu etablieren. Nur dann kann der Innovationstreiber Open Source Software seine volle Kraft entfalten. Wie sich Inner Source intern vorantreiben lässt, erläutert dieser Beitrag.
Ein interessantes Beispiel ist die Transformation bei Microsoft selbst. Keimzelle der Modernisierung war die Software-Entwicklung: Mehr als 100.000 Developer sollten agiler arbeiten und erhielten mehr Verantwortung. Wie dieser Wandel aussah, erzählt Sam Oppenheimer, der seit 2003 mit dabei war, als der Grundstein gelegt wurde. Die Story zeigt, dass so ein Change kein Selbstläufer ist. Und am gravierendsten war der kulturelle Wandel.
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