"Cloud-Computing ist wesentlich günstiger als alle eigenen Rechenzentrumslösungen", versprach die Werbung, als Cloud-Computing seinen Siegeszug begann. Das steht auch heute noch im Raum. Ob beim Preis pro Terabyte oder beim Preis pro Compute-Instance - häufig scheinen Cloud-Angebote deutlich günstiger.
Inzwischen aber stellen viele CIOs fest, dass dies nicht immer zutrifft. So kommt eine IDC-Studie zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent der IT-Entscheider 2018 einen Teil ihrer Kerndaten und zentralen Anwendungen zurück ins eigene Haus geholt haben. Der Grund: Viele Cloud-Migrationen bringen keine direkten Kostenvorteile. "Die Annahme, dass sich mit Cloud-Computing immer Geld sparen lässt, ist ein Mythos", bestätigt Milind Govekar, Vice President und Research Director bei Gartner.
Das Milliardengrab: ein Drittel zu viel Kapazität bestellt
Damit spricht Govekar eine Überdimensionierung an, bei der viel mehr Cloud-Ressourcen angemietet werden, als tatsächlich benötigt. Die Gründe sind vielfältig. Einer ist die rasant zunehmende Nutzung: Je mehr Daten und Anwendungen in der Cloud landen, desto schwieriger der Überblick. Und für jede neue Cloud-Applikation werden weitere Ressourcen angemietet, die nicht immer passgenau auf die Anforderungen zugeschnitten werden.
Das größere Problem ist jedoch nicht die Anpassung nach oben, sondern nach unten, so Govekar: "Viele Nutzer geben die gebuchten Instanzen nach der Nutzung nicht sofort zurück und auch Entwickler neigen oft dazu, die leistungsfähigsten Instanzen anzumieten." Hinzu kommt der Trend zu Multi-Cloud. Da hierbei die Komplexität rasant ansteigt, buchen viele Administratoren aus Sicherheit "lieber zu viel, als zu wenig" Kapazität.
Inzwischen spricht man vom Cloud Waste. Diese Verschwendung an Ressourcen betrug laut Gartner 2019 bereits 14,1 Milliarden Dollar und für 2021 prognostizieren die Analysten ein Volumen von 21 Milliarden Dollar - rund ein Drittel aller Cloud-Aufwendungen.
Kompetenzzentren für die Cloud sollen sparen helfen
"Aufgrund der weiter ansteigenden Cloud-Ausgaben ist die wichtigste Herausforderung für alle Unternehmen, die Kosten zu optimieren", heißt es im aktuellen Cloud-Report von Flexera. Daher führen Unternehmen zunehmend automatisierte Richtlinien ein, um ihre Kosten kontinuierlich zu scannen und zu optimieren. Laut Flexera richten viele Unternehmen zentrale Cloud-Teams und Kompetenzzentren ein, um das interne Cloud-Know-how zu bündeln, insbesondere beim Managen und Optimieren der Cloud-Kosten.
Diese Aktivitäten beschränken sich nicht auf das eigene Unternehmen. So hat sich auf Initiative vieler Cloud-Anwender bereits die FinOps Foundation formiert. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für eine gründliche Kostenkontrolle zu erweitern und darüber hinaus neue Standards für ein Cloud-Finanzmanagement zu definieren. Inzwischen sind über 1200 Firmen Mitglied, darunter große Anwender wie Airbnb, KLM, PayPal, Starbucks und die New York Times und viele Cloud-Provider, unter anderem auch Microsoft.
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Tools und Lösungen für Cloud-Migration und -Betrieb
Auch die großen Cloud-Provider arbeiten an Lösungen. Wobei deren Ansätze weitergehen als das reine Kostenmanagement, denn die Cloud bietet weitaus mehr, beispielsweise eine praktisch unbegrenzte Skalierbarkeit, eine früher nicht für möglich gehaltene Infrastruktur-Flexibilität und eine hohe Verfügbarkeit.
Dieses Festlegen von Motiven und Strategien ist auch Teil von Microsofts Cloud Adoption Framework. Das Framework bietet bewährte Methoden, Dokumentationen und Tools, mit denen Cloud-Architekten, IT-Experten und Entscheidungsträger ihre ersten Schritte in die Cloud gehen können. Danach sollte eine "Viability Study" erfolgen, die mit wenig Aufwand die "wirtschaftliche Lebensfähigkeit" des Projekts einordnet. "Hier wird kein finaler Business Case gebaut, sondern es geht darum, realistische Kostenziele zu definieren und herauszufinden, ob sich überhaupt etwas sparen lässt", erläutert Schidler diesen Schritt.
Foto: Microsoft
Cloud-Waste schon bei der Bestandsaufnahme im Blick
Danach erfolgt eine Tool-gestützte Bestandsaufnahme der bestehenden Umgebungen. Das umfasst auch eine Erhebung von Performance-Daten und der Abhängigkeiten der Systeme untereinander. Dieses "Solution Assessment" bietet den Vorteil, dass dort die entscheidenden Parameter bereits erhoben werden, um Cloud Waste zu vermeiden: Wird beispielsweise nur die Hälfte der zur Verfügung gestellten Leistung abgerufen, wird das automatisch erfasst und vorgeschlagen, wie sich Kosten in der Cloud optimieren lassen.
Diese Daten dienen auch als Grundlage für die Migration: Müssen alle Systeme migriert werden oder können einige abgeschaltet werden? Lohnt es sich, zuvor Systeme zu konsolidieren? Die Erfassung beantwortet auch die Frage, ob ein "Lift & Shift" sinnvoller ist, bei dem Systeme ohne große Architekturveränderungen migriert werden. Oder lohnt sich der Einsatz von Plattform-as-a-Service-Diensten, um etwa Datenbanken leichter administrieren zu können? Vielleicht wollte man eine Anwendung lang schon modernisieren und entwickelt diese mit Hilfe der Cloud in Teilen oder ganz neu.
Ein wichtiges Unterstützungswerkzeug ist hier das Azure Migration Program von Microsoft. Es bringt wichtige Bereiche für einen Wechsel in die Cloud zusammen: Ausbildung der Mitarbeiter, erfahrene Partner und die Qualitätssicherung durch Microsoft selbst. Mit Hilfe des Programms lassen sich die interne Infrastruktur, die Daten und die Anwendungen anhand von bewährten Methoden in die Cloud migrieren. Es legt auch die Grundlagen, um später in Zusammenarbeit mit dem Partner Cloud-Betrieb und Kosten laufend zu optimieren. Denn die Cloud-Nutzung kann kontinuierlich angepasst werden, wenn sich Geschäftsanforderungen stetig ändern.
"Nur mit einer guten Vorbereitung, guten Tools und einem kontinuierlichen Cloud-Management lassen sich die Vorteile von Cloud-Computing fortlaufend realisieren", fasst Schidler die optimale Vorgehensweise zusammen.
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