Deutschland steht momentan vor einer Art Mission Impossible: Als Industrienation ist es auf den Export hochqualitativer und innovativer Produkte angewiesen. Zugleich finden Innovationen zunehmend im digitalen Bereich statt. Um digital innovativ zu sein, braucht es allerdings entsprechendes Know-how, so wie es Software-Entwickler*innen, Data Scientists oder KI-Expert*innen besitzen. Und davon gibt es in diesem Land viel zu wenige. Etwa 96.000 offene IT-Stellen meldete der Branchenverband Bitkom Anfang des Jahres, rund 10.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die meistgesuchte Spezies: Software-Entwickler*innen.
Das steht im krassen Gegensatz zur Erwartung des Marktes: Die Marktanalysten von IDC hatten projiziert, dass in den fünf Jahren zwischen 2020 und 2025 weltweit 500 Millionen neue Anwendungen entstehen werden. Dazu gehören vor allem firmeninterne und kundengerichtete Apps, die analoge Geschäftsprozesse digitalisieren und manuelle Prozesse automatisieren. Die Frage ist, wie soll das angesichts des grassierenden Fachkräftemangels jemals gelingen?
Die Antwort der IT-Industrie lautet: Mithilfe von Low-Code-Plattformen. Letztere haben das Potenzial, Fachbereichsmitarbeiter*innen aus ihren Silos herauszuholen und sie für die Software-Entwicklung zu aktivieren – und das ganz im Sinne des Digitalisierungsbedarfs ihres eigenen Fachbereichs. Statt für jede noch so kleine Anwendung eine Bedarfsmeldung in Richtung zentrale IT abzuschicken, sollen diese so genannten Citizen Developer in den eigenen Reihen die Sache selbst in die Hand nehmen und die benötigten Lösungen bauen. Gartner schätzt, dass auf diese Weise bis 2025 etwa 70 Prozent aller Apps von Mitarbeitenden der Fachbereiche auf Low-Code-Plattformen entwickelt werden. Heute sind es nicht ganz 25 Prozent.
Programmieren für Nicht-Programmierer
Low-Code-Entwicklungstools sind an sich alles andere als neu, auch wenn der Begriff in diesem Kontext erst seit 2014 genutzt wird. Ihre Vorgänger in den Neunzigern und Anfang der Zweitausender hießen "Programmiersprachen der vierten Generation" und "Rapid Application Development Tools". Für professionelle Entwickler*innen dienen sie seit geraumer Zeit dazu, die Programmierung auf eine höhere Abstraktionsebene zu heben und damit die Erstellung neuer Anwendungen zu beschleunigen. Nur sind sie in den letzten Jahren so weit ausgereift, dass nun auch Nicht-Programmierer*innen sie produktiv nutzen können – was die Zielgruppe der potenziellen Nutzenden erheblich erweitert.
So gesehen ist es sehr gut nachvollziehbar, dass auf dem Markt für Low-Code-Tools seit einigen Jahren Goldgräberstimmung herrscht. Auch ist dieser Markt nicht mehr Spezialisten wie Mendix, Appian oder OutSystems vorbehalten. Ganz vorn mit dabei sieht man heute Namen wie Salesforce, ServiceNow und – ganz weit vorn – Microsoft mit seiner Power Platform. Das liegt laut Gartner mitunter daran, dass Power Apps, die Low-Code-Engine der Power Platform, die größte Anzahl an Nutzern aller Low-Code-Plattformen im Markt hat, was hauptsächlich auf die weit verbreitete Nutzung von Office 365 und Dynamics in Unternehmen zurückzuführen ist.
Eine durchgehend kompatible Anwendungslandschaft
Allerdings nicht nur deswegen. "Dadurch, dass Power Apps mit Azure, Visual Studio Code und GitHub verknüpft wurden, hat Microsoft seine Power Apps so positioniert, dass Citizen Developer mit professionellen Entwickler*innen verbunden werden", erklärt Gartner in seinem letzten Report. Auch seien die IT-Administrationsmöglichkeiten für eine umfassende Governance erweitert worden, was tiefgehende Analysen und eine detailgenaue Bestimmung von Richtlinien miteinschließt.
"Microsoft Power Apps wird schnell zum Standard bei der Wahl einer Low-Code-Plattform", bestätigt Forrester Research. Verantwortlich dafür sei die abgestimmte Technologiestrategie des Softwaregiganten – mit einem durchgehenden, interoperablen Softwareangebot von Azure über Dynamics bis hin zu Office, mit Power Apps als verbindendem Element. Diese Strategie stehe im Einklang mit Microsofts Engagement für die Demokratisierung der IT bei gleichzeitiger Abdeckung der Bedürfnisse professioneller Entwickler*innen.
Was kann Low-Code bewirken?
Mehr Innovationen, schnellere Entwicklung, bessere Effizienz, geringere Risiken – Low-Code hat große Wirkung, wenn man es richtig anpackt.
"Wir merken, dass die Nachfrage nach Low-Code-Tools extrem groß ist und Low Code bei der Digitalisierungsstrategie der Unternehmen sehr wichtig ist", sagt Anke Wink, Product Marketing Manager bei Microsoft. Auch sie betont, wie wichtig die Durchgängigkeit der Produktpalette für den Erfolg der Power Apps ist. "Es ist der einfache Zugriff auf all die Anwendungen im Microsoft-Produktuniversum und speziell auf die gesamte Funktionalität der Azure-Cloud, der die Attraktivität der Power-Plattform ausmacht. Ergänzt wird dies mit zahlreichen Konnektoren zu weiteren Diensten und Datenquellen."
Eine Cloud-Plattform – was sonst?
"Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Das Funktionsspektrum einer Low-Code-App ist stark abhängig von der Anzahl an Schnittstellen und der Menge an Datenquellen, auf die sie zugreifen kann", erklärt Stephan Schiller, Cloud Solution Architect bei Microsoft. "Die Low-Code-App selbst ist schnell gebaut. Den Unterschied macht deren Wirkungsradius, aber auch die Administrationsmöglichkeiten, die Erweiterungsfähigkeit, die Skalierung, etc. Das ist der Riesenvorteil einer Anwendung, die in der Azure-Cloud angesiedelt ist."
Gartner erwähnt in seinem Report, dass einige Anwenderunternehmen die Tatsache bedauern, dass die Power Apps nur als Cloud-Plattform und nicht On-Premises verfügbar sind. Doch hierfür gibt es sehr gute Argumente, betont Stephan Schiller. "Der Betrieb ist kosteneffektiver, man braucht sich keine Gedanken um die Infrastruktur zu machen, die dahinter ist, und Administratoren und Administratorinnen müssen sich nicht um Kompatibilität, Erweiterungen und Updates kümmern. Außerdem: Wenn tatsächlich Tausende von Apps gebaut und betrieben werden sollen, ist man viel besser mit einer Umgebung bedient, die in sich geschlossen und kompatibel ist, sonst sind die Apps kaum noch zu managen."
Zusammenarbeit mit den Profis als Schlüssel
Neben den vielfältigen KI-Fähigkeiten der Plattform halten Anke Wink und Stephan Schiller die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen professionellen Entwickler*innen und Citizen Developern für besonders wichtig. "Low-Code-Entwicklung funktioniert nicht gut, wenn Citizen Developer losgelöst von der professionellen Entwicklung arbeiten", erklärt Anke Wink. "Man sollte lieber Prozesse der Zusammenarbeit zwischen der professionellen Software-Entwicklung und Citizen Developern bzw. ihren Fachbereichen etablieren und die entsprechende Governance aufsetzen. Wenn es eine gute Abstimmung dieser `Fusion-Teams´ gibt, kommt das Thema Schatten-IT erst gar nicht auf."
Stephan Schiller weist darauf hin, dass erst diese Zusammenarbeit die Fähigkeiten der Low-Code-Plattform wirklich zum Tragen bringt, denn sie eröffnet Citizen Developern Möglichkeiten, die sie nicht auf dem Radar haben. "Erst wenn man sieht, wie einfach die Power Platform beispielsweise mit GitHub, Azure API Management oder Azure Functions verbunden werden kann, wird Kunden bewusst, wie mächtig dieses Werkzeug ist."
Wenn Sie sich selbst einen Eindruck über die Anwendungsentwicklung mit der Power Platform verschaffen wollen, bietet Microsoft eine Reihe eintägiger Workshops mit Schwerpunkten wie "App in a Day" oder "Dashboard in a Day".
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